Im April dieses Jahres startet die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät einen neuen CAS in Sustainable Real Estate. Der Weiterbildungsstudiengang ist in seiner Ausrichtung einzigartig und verbindet hochrelevantes Praxiswissen mit den neusten akademischen Erkenntnissen. Von Professor Pascal Gantenbein initiiert, wurde der Zertifikatslehrgang in enger Kooperation mit Professor Aya Kachi konzipiert.

Aya Kachi

Prof. Dr. Aya Kachi

Frau Kachi, warum ist das Thema Sustainability für den Immobilienbereich heute so relevant?
Aya Kachi: Wir alle verbringen den grössten Teil unserer Zeit in Innenräumen – im Durchschnitt 85 bis 90 Prozent! Sustainability also Nachhaltigkeit  in Bezug auf die Räume, in denen wir uns ständig aufhalten, ist daher für uns alle zunächst mal eine Frage der Gesundheit und des Wohlbefindens. Auf dieser individuellen Ebene möchten wir Gebäude, die sicher, gesund, komfortabel und bezahlbar sind. Gesellschaftlich und in einer Branchenperspektive steht natürlich zusätzlich der Einfluss des Immobiliensektors auf die Umwelt im Vordergrund. Wenn wir eine «grünere» Ökonomie wollen, müssen wir die Energieeffizienz von Gebäuden, die Umweltverträglichkeit von Baumaterialien oder die Raumnutzung und Raumplanung einer kritischen Prüfung unterziehen. Für die Immobilienbranche sind dies heute Fragen von zentraler Bedeutung.     

Pascal Gantenbein

Prof. Dr. Pascal Gantenbein

Was heisst das konkret, Herr Gantenbein? Welche neuen Anforderungen ergeben sich für den Immobilienbereich?
Pascal Gantenbein: Nachhaltigkeit ist im Immobilienbereich global ein wichtiges Thema und für viele Immobilienbesitzer und -entwickler eine dringende Aufgabe geworden: Ein hoher Anteil an Treibhausgasemissionen und am Energieverbrauch in den Industrieländern sind auf den Gebäudepark zurückzuführen. Deshalb besteht Handlungsbedarf. Zur Einhaltung der länderspezifischen Regulierungen sowie zur Sicherstellung der Werthaltigkeit ihrer Liegenschaften sind Investoren indessen mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert, wenn sie ihren Immobilienbestand nachhaltiger ausrichten wollen. Hierzu gehören ökonomische und rechtliche Fragen, etwa im Zusammenhang mit Solaranlagen, aber auch hinsichtlich der Notwendigkeit, nicht nur den Betrieb, sondern auch die Erstellung von Gebäuden weniger klimaschädlich zu gestalten.

Warum braucht es diesen Studiengang?
Aya Kachi: Unser CAS ist tatsächlich ein einzigartiges Angebot. Unser Curriculum integriert ökonomische Fragen, politische und rechtliche Aspekte und ebenso die gesellschaftliche Dimension mit Fragen, zum Beispiel der Raumplanung oder der öffentlichen Wahrnehmung. Diese Integration der unterschiedlichen Disziplinen und fachlichen Blickwinkel halten wir für enorm wichtig, weil die Anforderungen in der Praxis eben auch mehrdimensional sind. Auf universitärer Ebene gibt es unseres Wissens international kein anderes Programm, das diese Verknüpfung bietet und Experten aus allen Bereichen umfasst.

In gewisser Weise sind Sie beide ja geradezu exemplarisch für diese Integration. Sie, Frau Kachi, haben eine Professur in Internationalen Politischen Ökonomie und Energiepolitikund Sie, Herr Gantenbein, eine für Finanzmanagement. Was sind Ihre konkreten Bezüge zum Thema Sustainable Real Estate? 
Pascal Gantenbein: Ich befasse mich seit über einem Vierteljahrhundert in Forschung und Lehre mit Immobilienmärkten und Immobilieninvestitionen. Seit etwa 2010 hat sowohl in der Immobilienforschung wie am Markt das Interesse an Nachhaltigkeit stark zugenommen. Zum einen interessieren die Auswirkungen auf Renditen, Risiken und Werte. Zum anderen ist es gerade für institutionelle Investoren wichtig, aufgrund der langen Prozesse früh damit zu beginnen, die Portfolios nachhaltig auszurichten.

Aya Kachi: Gleichzeitig operiert der Immobilienmarkt in einem hochdynamischen Umfeld, das durch die Politik und die gesellschaftlichen Erwartungen geprägt ist. Dies ist mein hauptsächliches Wirkungsfeld. Ich analysiere seit mehr als zehn Jahren die Entwicklung der Energie- und Umweltpolitik und untersuche dabei die Interaktion von Staat, Gesellschaft und den ökonomischen Märkten. Diese spezielle Perspektive bringe ich in das Programm ein.

Wie wichtig das ist, haben Pascal Gantenbein und ich während eines gemeinsamen Masterseminares zum Thema sustainable urban development erkannt. Wir fokussierten bereits damals auf die Interaktion von Investitionen, Regulierung und Emissionen im Immobilienbereich und stellten fest, dass wenig bekannt war, wie sich diese Bereiche gegenseitig beeinflussen. Seither haben wir mehrere gemeinsame Forschungsprojekte und Seminare durchgeführt und daran gearbeitet, diese Lücke zu schliessen. Es hat eine Weile gedauert, aber wir freuen uns sehr, dass wir jetzt unseren neuen CAS präsentieren können, der auf diesen Arbeiten aufbaut. 

Welche Qualifikationen erwerben Absolventinnen und Absolventen des CAS Sustainable Real Estate und für welche Berufsgruppen ist dieser Abschluss besonders interessant?
Pascal Gantenbein:  Das Zertifikatsprogramm richtet sich an Personen, die ihre Kompetenzen auf dem Gebiet der nachhaltigen Immobilieninvestition und ‑entwicklung aufbauen und schärfen wollen. Die Teilnehmenden sind im Immobiliensektor in den Bereichen Immobilieninvestitionen, Bau, Finanzen oder Verwaltung tätig oder möchten sich in diese Richtung weiterentwickeln. Sie suchen eine berufsbegleitende Weiterbildung, die ein hohes akademisches Niveau mit der beruflichen Praxis verbindet. In der Regel verfügen die Studierenden über drei bis fünf Jahre erfolgreiche Berufserfahrung und einen akademischen Abschluss.

Sie sprechen die Verbindung von akademischem Niveau und hohem Praxisbezug an. Wie wird das erreicht?
Pascal Gantenbein: Der CAS Sustainable Real Estate wird von der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Basel angeboten und getragen, dies in Zusammenarbeit mit der Firma Wüest Partner AG sowie Referierenden von Baloise, UBS Asset Management, J. Safra Sarasin, Ernst & Young und Basel-Stadt, um nur einige der involvierten Praxispartner zu nennen. Auf dieser Basis werden die in den Modulen behandelten Themen jeweils aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Diese Verbindung schafft letztlich den angestrebten Mehrwert für die Teilnehmenden.

Weshalb würden sie Interessierten empfehlen, den Studiengang zu wählen?
Aya Kachi: Ich möchte herausheben, was Pascal Gantenbein gerade erwähnt hat. Wir bieten unseren Teilnehmenden die Möglichkeit, von international gefragten Experten zu lernen. Dies ist gleichzeitig auch eine einzigartige Netzwerkmöglichkeit. Für uns ist dieser CAS ein weiterer wichtiger Schritt hin zu mehr Nachhaltigkeit im Immobilienbereich.

 

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